Dem Pfarrer
einer Stadt im Süddeutschen fiel ein alter, bescheiden wirkender Mann auf,
der jeden Mittag die Kirche betrat und sie kurz darauf wieder verließ.
So wollte er eines Tages von dem Alten wissen, was er denn in der Kirche
tue.
Der antwortete: „Ich gehe hinein, um zu beten.“
Als der Pfarrer verwundert meinte, er verweile nie lange genug in der
Kirche, um wirklich beten zu können, meinte der Besucher:
„Ich kann kein langes Gebet sprechen, aber ich komme jeden Tag um zwölf und
sage: ,Jesus, hier ist Johannes’. Dann warte ich eine Minute, und er hört
mich.“
Einige Zeit später musste Johannes ins Krankenhaus.
Ärzte und Schwestern stellten bald fest, dass er auf die anderen Patienten
einen heilsamen Einfluss hatte.
Die Nörgler nörgelten weniger, und die Traurigen konnten auch mal Lachen.
„Johannes“, bemerkte die Stationsschwester irgendwann zu ihm, „die Männer
sagen, du hast diese Veränderung bewirkt. Immer bist du gelassen, fast
heiter.“ „Schwester“, meinte Johannes, „dafür kann ich nichts. Das kommt
durch meinen Besucher.“ Doch niemand hatte bei ihm je Besuch gesehen. Er
hatte keine Verwandten und auch keine engeren Freunde.
„Dein Besucher“ fragte die Schwester, „wann kommt der denn?“
„Jeden Mittag um zwölf. Er tritt ein, steht am Fußende meines Bettes und
sagt: ,Johannes, hier ist Jesus’.“
Verfasser unbekannt
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