Die Hirten sind gekommen und
dann wieder gegangen. Vielleicht haben sie damals Geschenke mitgebracht,
aber gegangen sind sie mit leeren Händen. Ich kann mir vorstellen, dass
vielleicht ein Hirte, vielleicht ein ganz junger, etwas mitgenommen hat von
der Krippe. Ganz fest in der Hand hat er es gehalten. Die anderen haben erst
gar nichts gemerkt. Bis auf einmal einer sagte: „Was hast du denn da in der
Hand?“ „Einen Strohhalm“, sagte der, „einen Strohhalm aus der Krippe, in der
das Kind gelegen hat.“
„Einen Strohhalm“, lachten die anderen, „das ist doch nur Abfall. Wirf das
Zeug weg.“ Aber er schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte er, „den behalte ich.
Für mich ist er ein Zeichen, ein Zeichen für das Kind. Jedesmal, wenn ich
diesen Strohhalm in der Hand halten werden, dann werde ich mich an das Kind
erinnern und daran, was die Engel von dem Kind gesagt haben.“
Und wie ist es mit dem Hirten weitergegangen damals? Am nächsten Tag, da
fragten die anderen Hirten ihn: „Hast du den Strohhalm immer noch? Ja?
Mensch wirf ihn weg, wertloses Zeug ist das doch!“ Er antwortete: „Nein, das
ist nicht wertlos. Das Kind Gottes hat darauf gelegen.“ „Na, und?“ lachten
die anderen, „das Kind ist wertvoll, aber nicht das Stroh.“ „Ihr habt
unrecht“, sagte der Hirte, „das Stroh ist schon wertvoll. Worauf hätte das
Kind denn sonst liegen sollen, arm wie es ist? Nein, mir zeigt das, Gott
braucht das Kleine, das wertlose. Ja, Gott braucht uns, die Kleinen, die gar
nicht viel können, die nicht viel wert sind!“
Ja, der Strohhalm aus der Krippe, der war dem Hirten wichtig. Wieder und
wieder nahm er ihn in die Hand, dachte an die Worte der Engel, freute sich
darüber, dass Gott die Menschen so lieb hat, dass er klein wurde wie sie.
Eines Tages aber nahm einer der anderen Hirten den Strohhalm weg und schrie
wütend: „Du mit deinem Stroh! Du machst mich ganz verrückt damit!“ und er
zerknickte den Halm wieder und wieder und warf ihn zur Erde.
Der Hirte stand ruhig auf, hab den Strohhalm auf, strich ihn wieder glatt
und sagte zu dem anderen: „Sieh doch – er ist geblieben, was er war: ein
Strohhalm. Deine ganze Wut hat nichts daran ändern können. Sicher, es ist
leicht, einen Strohhalm zu knicken. Und du denkst: Was ist schon ein Kind,
wo wir einen starken Helfer brauchen. Aber ich sage dir: Aus diesem Kind
wird ein Mann, und der wird nicht tot zu kriegen sein Er wird die Wut der
Menschen aushalten, ertragen und bleiben, war er ist: Gottes Retter für uns.
Nein, Gottes Liebe ist nicht kleinzukriegen.“
Verfasser unbekannt
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